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Damit der Bürgerbus weiter fährt: Ehrenamtliche gesucht und gefunden

Gemeinsam für mehr Mobilität: Der Bürgerbusvereinsvorsitzende Jochen Hoppe (von links) hofft auf weitere Fahrer, die Thorben Kienert von der Freiwilligenagentur vermittelt. Bei Bernd Badur und Jens Frieß hat das schon gut geklappt. © bor
Wildeshausen – Perspektivisch gehen dem Bürgerbusverein in Wildeshausen langsam die Fahrer aus. Ende dieses Jahres werden es noch 18 sein, und im kommenden Jahr laufen wiederum drei Personenbeförderungsscheine aus. „15 Fahrer sind das Minimum“, betont der Vorsitzende Jochen Hoppe. Und weil immer ein paar Leute krank, verhindert oder im Urlaub sind, würde es zunehmend schwieriger werden, das Drei-Schicht-System beizubehalten. In diesem sind die Ehrenamtlichen montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr mit dem Bus in der Kreisstadt unterwegs.
Angesichts der Personalsorgen ist die Freude groß, wenn sich die Freiwilligenagentur „mischMIT!“ meldet, denn diese hat vor Kurzem wieder zwei ehrenamtliche Fahrer an den Verein vermittelt. Dabei handelt es sich um Bernd Badur und Jens Frieß, die bei einem Pressetermin berichten, warum sie sich engagieren und wie die Arbeit beim Bürgerbus läuft.
Alles gefahren bis auf Traktoren
Badur (66) ist schon so ziemlich alles gefahren, was es gibt. „Außer Traktor“, sagt der Huntloser mit einem Lachen. Es mache ihm einfach Spaß, hinterm Steuer zu sitzen, so der Rentner, der zuletzt als Industriekaufmann arbeitete. Ehrenamtlich war er schon mal unterwegs, fuhr lange Jahre Lebensmittel für den Verein „Hatter Büfett“, eine Art Tafel. Dort gebe es aktuell genug Engagierte, sodass er im Herbst bei „mischMIT!“ vorstellig wurde. Die Idee dazu habe er schon seit Jahren gehabt und dann endlich mal umgesetzt.
Der 66-Jährige unterhielt sich mit einer Mitarbeiterin, klärte ein paar Fragen. „Und nur drei Stunden später hatte ich eine E-Mail von Jochen bekommen“, freut sich der neue Fahrer, dass der Kontakt so unkompliziert war. Nachdem der Personenbeförderungsschein vorgelegen hatte, für den die ärztliche Untersuchung die größte Hürde war, konnte der Huntloser ans Steuer. Erst fuhr er mit, saß dann selbst am Lenkrad, während ein routinierter Bürgerbusfahrer dabei war, und steuerte das Gefährt schließlich komplett alleine. Seitdem möchte er es nicht mehr missen. Vor allem, weil er fast jeden Tag mit Menschen zu tun hat, die dankbar für sein Engagement sind.
Vermittlung durch „mischMIT!“
Ähnlich sieht es auch Jens Frieß (56) aus Wildeshausen, der im Herbst ebenfalls über „mischMIT!“ an den Bürgerbusverein vermittelt wurde. Der Kaufmann wollte sich in seiner Freizeit ehrenamtlich engagieren und hat besonders die älteren Fahrgäste im Blick. „Das ist die Generation, die uns auf die Welt gebracht hat. Jetzt braucht sie uns, und es ist Zeit, etwas zurückzugeben“, sagt er. Oft hat er die gleiche Schicht, sodass er seine Kunden etwas besser kennengelernt hat. Da werde dann schon mal mit den Seniorinnen aus dem Pflegeheim geflirtet, erzählt er mit einem Lächeln.
Vom Fahren und dem Kontakt mit den Passagieren abgesehen ist dem Wildeshauser die Gemeinschaft im Verein wichtig. Da gebe es Radtouren, ein Grillfest im Sommer und die Weihnachtsfeier im Winter, zählt er einige Aktivitäten auf. Man bekomme einfach viel zurück für das Engagement.
Aber manchmal – das sparen die beiden Ehrenamtlichen nicht aus – gibt es auch Stress im Bus. Zum Beispiel, wenn sich Kunden nicht anschnallen wollen. Da brauche man Fingerspitzengefühl, meinen sie. Oder eine klare Ansage: Denn es gibt offenbar Eltern, die der Meinung sind, ihr Baby könne während der Fahrt im Kinderwagen liegen. Aus Sicherheitsgründen ist das allerdings keine Option. Hoppe weiß aus eigener Erfahrung, warum. Für einen Test setzte er sich mal in einen Rollstuhl, der nicht angeschnallt war, während der Bus eine S-Kurve mit Vollbremsung fuhr. Der Rollstuhl wurde beschädigt, der Vorsitzende fast herausgeschleudert. Deswegen hoffen er und seine Kollegen auf die Einsicht der Fahrgäste. Man wisse ja nie, ob der Bus mal abrupt bremsen müsse.